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Grabrelief eines Xanthippos

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Grabrelief eines Xanthippos

von W. Schneider


London, BM 628; Abguss Inv. 484

Der Blick des Xanthippos gilt nun nicht ihnen, wie sonst so oft in dialogisch angelegten Szenen mehrfiguriger Grabreliefs, sondern weist auf den emblematisch wie ein Zunftzeichen vor sich gehaltenen Schusterleisten, der die dem Mann eigene Leistungsfähigkeit durch das signifikante Attribut seines Metiers bekundet. In der Sprache der Zeit des Reliefs - der heraufkommenden Sophistik - gesprochen, ist damit auf die spezifische Techne verwiesen, die dem Xanthippos Erfolg und Wohlstand eingebracht hat, sodass er sich die Errichtung eines kostspieligen und prachtvollen Grabmals erlauben konnte.

Während im Bildrepertoire archaischer Grabstelen die mit Jagd, Sport und Kampf verbundenen Tugendideale der aristokratischen Auftraggeber dominieren und der Repräsentation gemeiner, mit der Hand zu verrichtender Brotarbeit kein Raum bleibt, erscheint hier - nach einer rasanten politischen Entwicklung Athens zu einer radikalen Demokratie - ein durch sein Handwerk erfolgreicher Athener auf den frühesten wieder aufkommenden Reliefbildern, zu eben der Zeit, da auch in der politischen Führungselite eine soziale Umstrukturierung sich abzeichnet und Abkömmlinge manufakturartig expandierender Handwerksbetriebe an die Stelle der bislang allein aus altadeligen Familien sich rekrutierenden Volksführer und Strategen zu treten beginnen
.
Dennoch: ausdrückliche Hinweise auf den Berufsstand bleiben auch im klassischen Grabrelief Attikas selten; die nächste Parallele stammt auffälligerweise von einem in Athen ansässigen „Ausländer“ von der Peloponnes, sodass man eventuell auch im Xanthippos einen Metöken, d.h. einen nicht mit vollem athenischem Bürgerrecht ausgestatteten Zugezogenen, sehen darf. Darauf könnte auch das Fehlen von Vatersname und Demenzugehörigkeit in der Inschrift deuten, mit denen der Athener auf seinen Status als Vollbürger hinweisen kann. Die verschwindend geringe Anzahl bildlicher wie schriftlicher Hinweise auf eine Berufszugehörigkeit dürfte daher rühren, dass die Grabkunst des demokratischen Athen auf eine Herausstellung distinktiver Merkmale des einzelnen zugunsten eines homogenen Bürgerbildes bewusst verzichtet. Ebenso unterbleibt in der egalitären Polisgemeinschaft die Hervorhebung einzelner durch Bildniszüge: Xanthippos ist physiognomisch von den zeitgleichen über-individuellen Gestalten des Parthenonfrieses nicht unterschieden.

Aufschlußreich für das Selbstverständnis unseres Schusters und die Bilderwelt der klassisch attischen Grabreliefs insgesamt ist auch ein vergleichender Blick auf Alltagsbilder spätarchaischer Vasen, die oft in sehr lebendiger Weise Leben und Werken in einer Schusterei zeigen. Dagegen ist hier der Xanthippos wie ein vollkommener attischer Bürger ins Bild gesetzt: ohne einen Anflug von Unrast oder einen von Alter und niedrigem Handwerk herrührenden körperlichen Makel sitzt er als schöner Greis im elegant gefältelten Mantel leger auf einem bequemen häuslichen Möbel im Kreise seiner Kinder oder Enkel, denen (zwei Mädchen, das Unglück jedes armen Griechen!) er eine ansehnliche Mitgift auf den Weg wird geben können.

Die Muße des attischen Bürgers, Grundvoraussetzung für seine Partizipation am politischen Leben, wird hier als positiver Wert von einem affirmiert, der jedenfalls nicht von Geburt daran teil-hatte; nurmehr das deutlich vorgestreckte Handwerkszeug verweist mit unübersehbarem Berufsstolz auf die Quelle der bürgerlichen Eudaimonie des Xanthippos.
 



Literatur:

Umfangreichste Sammlung der attischen Grabreliefs (durch zahlreiche Neufunde ergänzungsbedürftig): A. Conze, Die attischen Grabreliefs I - III (1893ff);

für die stilgeschichtliche Ordnung grundlegend: H. Diepolder, Die attischen Grabreliefs (1931)

Überblick über verschiedene Forschungsaspekte und Literaturverzeichnis: B. Schmaltz, Das griechische Grabrelief (1983);

zu Berufsdarstellungen bisher: E. Berger, Das Basler Arztrelief (1970) 145ff.;

reiches Material zu griechischen Kinderdarstellungen: H. Rühfel, Das Kind in der griechischen Kunst (1984).


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